„Früher war die Trennung zwischen katholischen und evangelischen Christen viel präsenter“, erklärt Diözesan-Ehe- und Familienseelsorgerin Lucia Lang-Rachor. Da sei man Teil einer Gemeinschaft gewesen, was wiederum eine Abgrenzung gegenüber anderen Gemeinschaften bedeutete. „Dass dann natürlich eine Angst aufkommt, wenn zwei Menschen aus jeweils der anderen Konfession zusammenkamen, ist im Nachhinein betrachtet verständlich.“ Erfreulicherweise habe sich diese Angst inzwischen gelegt und eine katholisch-evangelische Partnerschaft sei keine Seltenheit mehr.
„Ich finde es spannend, dass Menschen, die aus verschiedenen Traditionen kommen, eher über ihren Glauben ins Gespräch kommen und ihn reflektieren, als Menschen der gleichen Konfession.“ Schon das unterschiedliche Eheverständnis sei bei konfessionsverbindenden Paaren Anlass für einen Austausch. „Ein Ehevorbereitungsseminar ist mit Sicherheit ein guter Start auf dem Weg als konfessionsverbindendes Ehepaar“, betont Lang-Rachor. Bei dem Seminar „Zu mir oder zu dir?“ der Domschule Würzburg können sich speziell katholisch-evangelische Paare über ihre Glaubensgeschichte austauschen.
Wer als Paare lieber individuell die unterschiedlichen Erfahrungen zu Kirche und Glaube aufarbeiten möchte, dem rät die Eheseelsorgerin, Kontakt zu Geistlichen oder pastoralen Mitarbeitern aufzunehmen, zu denen man bereits einen Bezug hat – zum Beispiel ein Klosterpater oder ein Seelsorger aus der Jugendzeit. Wenn das Paar in der Hinsicht niemanden habe und die Glaubensgeschichte trotzdem aufarbeiten möchte, kann es zu den Referaten Ehe- und Familienseelsorge oder Geistliches Leben im Bistum Würzburg Kontakt aufnehmen. „Vor allem das Referat Geistliches Leben hat den Hintergrund für geistliche Gespräche, denn wer ist es noch gewohnt, über seinen Glauben zu reden?“ Formale Informationen zur Gestaltung der kirchlichen Trauung oder den Kontakt zu den Pfarrämtern stellt das Referat Ehe- und Familienseelsorge auf seiner Homepage unter www.hochzeit.bistum-wuerzburg.de zur Verfügung. Auch über die Smartphone-App „Ehe.Wir.Heiraten“ erhalten Paare einen unkomplizierten christlichen Zugang zur Ehe und können sich auf ihre Hochzeit vorbereiten.
Für die Hochzeit selbst empfiehlt Lang-Rachor, die Trauung dort stattfinden zu lassen, wohin man auch einen Bezug hat. „Für mich hat Religion und Seelsorge ganz viel mit Beziehungen zu Menschen und zu Orten zu tun.“ Wenn das Paar beispielsweise vor kurzem umgezogen ist und noch keinen Bezug zu einer Kirche hat, dann könne es sich für eine Trauung in der Gemeinde entscheiden, in der einer der Partner aufgewachsen ist. Bei der Wahl der Kirche entscheide sich dann auch schon, ob katholisch oder evangelisch geheiratet wird. „Bei der Form des Gottesdienstes würde ich ganz klar eine Wortgottesfeier wählen“, sagt Lang-Rachor. Hochzeitsgäste der jeweils anderen Konfession würden dann nicht ausgeschlossen. „Dass es die Möglichkeit gibt, dass sowohl ein katholischer als auch ein evangelischer Geistlicher bei der Hochzeit dabei sein kann, ist ein schönes Zeichen der Verbundenheit.“