Schon die ältesten Karfreitagsgottesdienste, von denen man weiß, beginnen mit der Neunten Stunde. Diese Stunde war nach den Evangelien die Todesstunde Jesu. Heute beginnt um 15 Uhr der Gottesdienst. Ungewöhnlich ist aber nicht nur die Stunde, sondern auch die Tatsache, dass dieser Gottesdienst, einzigartig für einen katholischen Feiertag, nicht als Eucharistiefeier stattfindet.
In drei Teilen wird das Geheimnis des Karfreitags gefeiert: Der Wortgottesdienst hat wohl schon in seiner frühen Form die Lesung der Passionsgeschichte nach Johannes enthalten. Am Ende dieses Teils stehen die großen Fürbitten des Karfreitags, die an diesem Tag besonders auch Nichtglaubende einschließen. Die anschließende Kreuzverehrung hat sich an Orten entwickelt, wo es eine Kreuzreliquie gab, also ein Stück Holz, von dem man annahm, es stamme vom Kreuz Jesu. Verbreitet ist heute die stufenweise Enthüllung eines zentralen Kreuzes. Alle Mitfeiernden geben dann ihrer Achtung Ausdruck vor dem Kreuz, das Jesus bis zum Ende auf sich genommen hat: durch Verneigung, Kniebeuge und weitere Gesten der Verehrung, zum Beispiel das Niederlegen von Blumen.
In den evangelischen Kirchen spiegeln sich der Respekt und die Achtung vor dem Kreuz Jesu darin wider, dass der Karfreitag insgesamt als einer der höchsten Feiertage gilt. Von Johann Sebastian Bach, dem großen evangelischen Kirchenmusiker, stammen eindrucksvolle musikalische Gestaltungen der Leidensberichte der Evangelien, die Johannes- und die Matthäuspassion. Auch der katholische Ritus der Kreuzverehrung wird musikalisch vertieft. Gesänge, deren Wurzeln teilweise sehr weit zurückreichen, begleiten ihn. Dazu gehören zum Beispiel Rufe, die dem Gekreuzigten in den Mund gelegt sind und auf das Alte Testament zurückgreifen. Den letzten Teil des Gottesdienstes am Karfreitag bildet eine schlichte Kommunionfeier, eröffnet mit dem Vaterunser, dem Tischgebet des Herrn. Die Kommunion wird verteilt aus Hostien, die in der Abendmahlfeier des Gründonnerstags gewandelt wurden.
Der Karfreitag steht im Zeichen des Kreuzes. Dieses Zeichen ist zum zentralen Symbol des christlichen Glaubens geworden. Es ist ein Folterwerkzeug, das zum Heilszeichen geworden ist. Dieses Erkennungszeichen wird bis heute als Provokation erlebt.
(POW)
Karfreitag
Der Karfreitag – die Vorsilbe "kara" kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Trauer, Klage – ist ein Trauertag und dem Gedenken an Leid und Tod Jesu gewidmet. Gleichzeitig ist er für Katholiken ein gebotener Fast- und Abstinenztag. Jesus wurde vom Hohen Rat verhört, dem römischen Statthalter Pontius Pilatus ausgeliefert und auf Verlangen der Volksmenge zum Tod am Kreuz verurteilt. Der Gekreuzigte wurde noch am selben Tag in ein Grab gelegt, da nach Sonnenuntergang der Sabbat begann, an welchem keine Arbeit mehr stattfinden durfte.