Es ist der Alltag, der von der wöchentlichen Sonntagsfeier unterbrochen wird. Das Geheimnis des christlichen Glaubens entfaltet und vertieft sich in diesen Wochen und Monaten. Zudem werden in dieser Zeit zahlreiche Feste zu Ehren von Heiligen gefeiert.
Heiligenfeste
Am 2. Februar begehen die Gläubigen Mariä Lichtmess, vielerorts auch das Fest der Darstellung des Herrn genannt. Entsprechend dem jüdischen Gesetz brachten Maria und Joseph 40 Tage nach der Geburt ihres erstgeborenen Sohnes Jesus ein Opfer im Tempel dar. Seit Anfang des 5. Jahrhunderts wurde dieses Fest am 40. Tag nach der Geburt Jesu zunächst in Jerusalem, dann auch in Rom gefeiert. Später kamen Lichterprozessionen und Kerzenweihen hinzu, wodurch sich der Name "Lichtmess" einbürgerte. Der 24. Juni ist der Gedenktag für Johannes den Täufer. Er wurde der Überlieferung nach ein halbes Jahr vor Jesus geboren. Johannes verkündete das Kommen des von den Juden ersehnten Messias, vollzog zur Vorbereitung die Bußtaufe mit Wasser als Symbol für die Rettung im kommenden Weltgericht und er war es auch, der Jesus im Jordan taufte.
Das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus, im Volksmund auch Peter und Paul genannt, feiern die Katholiken am 29. Juni. Petrus, der ursprünglich Simon hieß, stammt aus Bethsaida am See Genezareth. Dort arbeitete er als Fischer, bevor er als einer der Ersten von Jesus zu dessen Jünger berufen wurde und ihm nachfolgte. Jesus gab ihm auch den Namen Petrus, was übersetzt "Fels" bedeutet und auf Petrus' besondere Stellung als "Fundament" der Kirche anspielt. Paulus entstammte einer frommen jüdischen Familie. Sein ursprünglicher Name lautete Saulus, unter Griechen und Römern nannte er sich dagegen Paulus. Als treuer Anhänger seines Glaubens wurde er zu einem erbitterten Gegner der Judenchristen und war auch an der Steinigung des Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers, beteiligt. Auf einer Reise nach Damaskus erschien ihm Jesus, der Gekreuzigte, als Sohn Gottes. Dieses "Damaskuserlebnis" bewirkte in Paulus eine vollständige Umkehr: Er ließ sich taufen, ging nach Arabien und war vor allem unter den Heiden missionarisch tätig.
In der Kiliani-Wallfahrtswoche rund um den 8. Juli, dem Gedenktag der Frankenaposteln Kilian, Kolonat und Totnan, wird im Bistum Würzburg in besonderer Weise Bischof Kilian und seiner Gefährten gedacht. Die Missionare aus Irland hielten dem damaligen Herzoghaus das Gesetz Christi vor Augen. Solange die Reichsgewalt die Glaubensboten schützen konnte, durfte Kilian predigen, taufen und firmen. Als aber die Friesen ins nördliche Merowingerreich einfielen und alle Kräfte dorthin abgezogen wurden, veranlasste das herzogliche Haus 689 die Ermordung der Missionare.
Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt
In den 1700 überwiegend katholischen Gemeinden Bayerns steht am 15. August ein lebensfrohes Fest an: die Feier der Aufnahme Mariens in den Himmel. Traditionell mit dem Hochfest verbunden ist der Brauch der Kräuterweihe. Sieben oder neun bis 77 Kräuter sind es, die traditionell in den Weih- oder Würzbüschel, Marienwisch, Würzwisch oder Sangen genannten Sträußen zu finden sind. Darunter sind Johanniskraut, Kamille, Minze, Wermut, Wohlmut, Majoran, Holunder, Beifuß, Schafgarbe, Basilikum und Sonnwendkraut. Die Kräuterbüschel sollen nach Volksglauben vor Unwettern oder Krankheiten schützen, indem sie auf dem Dachboden aufgehängt, im Herd verbrannt und dem Essen oder Viehfutter beigemischt werden. In manchen Gegenden werden die Pflanzen und Kräuter, die am Mariä Himmelfahrtstag in den Kirchen geweiht werden, auch Kindern und Jungvermählten ins Bett oder Toten in den Sarg gelegt.
Am 11. November wird Sankt Martin gefeiert. Der spätere Bischof von Tours trat mit 15 Jahren in das römische Heer ein. Wenig Jahre später traf er gemeinsam mit anderen Soldaten am Stadttor von Reims auf einen fast unbekleideten Bettler. Der Legende nach kümmerte trotz des eisigen Winters keinen seiner Begleiter das Schicksal des frierenden Mannes. Martin jedoch wollte helfen. Da er außer seiner Uniform und seinem Schwert nichts bei sich hatte, teilte er kurzerhand seinen Mantel in zwei Stücke und gab eines davon dem Bettler. Das soll ihm den Spott seiner Mitsoldaten eingebracht haben. Doch Martin ließ sich nicht beirren: In der folgenden Nacht erschien ihm Jesus im Traum und dankte ihm für die gute Tat. Denn in der Gestalt des Bettlers habe Martin dem Gottessohn selbst geholfen: "Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet", soll Jesus zu ihm gesagt haben.Von da an war das Leben des Martin von Tours ganz vom christlichen Glauben geprägt. Er ließ sich taufen, trat aus dem Militär aus und wurde Priester.
Jahreskreis
Die zwei Phasen zwischen dem Ende des Weihnachtsfestkreises zum Fest der Taufe des Herrn und dem Beginn des Osterfestkreises am Aschermittwoch sowie die Phase zwischen dem Ende des Osterfestkreises zu Pfingsten und dem Beginn des Weihnachtsfestkreises am ersten Adventssonntag werden als "Zeit im Jahreskreis" bezeichnet.