Der Gründonnerstag heißt auch "Hoher Donnerstag", in anderen Sprachen "Großer Donnerstag", in Griechenland "Roter Donnerstag", weil man an diesem Tag die typisch roten Ostereier färbt.
Die ersten Jahrhunderte der Kirche waren stark geprägt durch die Mission und die Taufe von Erwachsenen. Für die Taufbewerber begannen am Gründonnerstag die letzten Vorbereitungen. In der Bischofskirche wurden morgens vom Bischof die Heiligen Öle, darunter Chrisamöl, für die Tauffeiern der Osternacht geweiht. Die Tradition dieses Bischofsgottesdienstes besteht bis heute. In Würzburg feiert ihn der Bischof am Vorabend des Gründonnerstags zusammen mit Firmlingen im Kiliansdom. Von dort werden die geweihten Öle in die einzelnen Pfarreien gebracht, ein Zeichen der Einheit und Verbundenheit zwischen dem Bischof und seinen Gemeinden. Diese feiern in den Abendstunden zusammen mit der ganzen Kirche das Festgeheimnis des Gründonnerstags: die Eucharistie und ihre Grundlegung durch Jesus Christus.
Am Abend vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung versammelte Jesus seine engsten Freunde zu einem letzten Abendmahl – dem Abschiedsmahl. Er teilte Brot und Wein und bat sie, es zu seinem Andenken weiterhin so zu halten. Damit besiegelte er den neuen Bund, den Gott durch ihn mit allen Menschen geschlossen hatte. Dieses Abendmahl war die Feier des jüdischen Pessachfestes. Es erinnert an jenes letzte Mahl, das die Israeliten noch in ägyptischer Gefangenschaft, aber schon in der Hoffnung auf Befreiung hielten. So wie dem ersten Pessachfest die Befreiung aus der Knechtschaft folgte, so folgte dem Abendmahl Jesu die Befreiung aus todbringenden Lebensumständen.
Abschied von den Jüngern
Am Gründonnerstag fand außerdem die eindrückliche Szene der Fußwaschung statt. Im Orient war es üblich, vor dem Betreten eines Hauses und der Teppiche die staubigen Füße zu waschen; es war eine Arbeit, die von Bediensteten übernommen wurde. Indem Jesus seinen Freunden die Füße wusch, wollte er zeigen, wie die Menschen miteinander umgehen sollen: mit zärtlicher, liebevoller Hingabe, ohne sich über den anderen zu erheben, sondern um ihm zu dienen. Nach dem Abendmahl betet Jesus im Garten Gethsemane unter Angst und Schmerzen zu Gott. Er ist bereit, seinen Weg konsequent weiter zugehen, aber er braucht die Stärkung durch Gott. An diesem Ort findet die Festnahme durch römische Soldaten statt, die von einem Freund Jesu, Judas, dorthin geführt wurden. Von da beginnt sein Leidensweg.
Viele Texte und symbolische Elemente der "Abendmahlfeier" am Gründonnerstag verweisen auf diese Ereignisse. Die Lesung und das Evangelium erzählen vom Aufbruch des Volkes Israel aus Ägypten und dem Pessachmahl sowie vom letzten Mahl, das Jesus vor seinem Tod mit den Jüngern feierte. In vielen Gemeinden ist es üblich, im Anschluss an das Evangelium eine Fußwaschung vorzunehmen: Der Priester wäscht anderen die Füße. Am Ende des Gemeindegottesdienstes wird das eucharistische Brot, Zeichen der Gegenwart des Herrn, aus dem Tabernakel entnommen und an einen dafür geeigneten anderen Aufbewahrungsort gebracht, wo es bis zur Osternacht bleibt. Sämtlicher Altarschmuck wird entfernt. Vor dem eucharistischen Brot betet und singt die Gemeinde noch längere Zeit in Erinnerung an das Wort Jesu im Garten Getsemane kurze Zeit vor seiner Festnahme: "Wacht und betet".
Nach alter Tradition läuten die Glocken beim Gloria der Abendmahlfeier zum letzten Mal und bleiben dann ebenso wie die Orgel stumm bis zum Gloria in der Osternacht. Als Ersatz für die verstummten Glocken wurden seit dem 13. Jahrhundert hölzerne Ratschen verwendet. An vielen Orten gehen auch heute noch Kinder damit durch die Straßen und rufen die Gläubigen am Karfreitag zu Gebet und Gottesdienst. Mit dem Wiedererklingen des harmonischen Glockengeläuts und der Orgelmusik in der Feier der Osternacht kehren symbolisch Leben und Hoffnung in die Welt zurück.
(POW)