Auslösend für die Entstehung des Festes in seiner heutigen Gestalt war eine Vision der Ordensfrau Juliana von Lüttich (+ 1258). Sie sah, so die Überlieferung, im Jahre 1209 ein Bild der Vollmondscheibe, bei der eine dunkle Stelle das Fehlen eines besonderen Festes im Kirchenjahr zu Ehren der Eucharistie anzeigte. 1247 ordnete der Bischof von Lüttich ein solches Fest für seine Diözese an, 1264 erhob es Papst Urban IV. zum Fest für die ganze Kirche. Der Theologe Thomas von Aquin (+ 1274) trug wesentlich zur Ausgestaltung des Festes bei. Allerdings gab es weite Vorbehalte, die geweihte Hostie in einer Prozession aus dem geweihten Raum des Kirchengebäudes hinauszuführen. Das Konzil von Vienne bekräftigte 1311/12 allerdings das Fest, und 1317 wurde es von Papst Johannes XXII. endgültig bestätigt. Es dauerte dann bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, bis sich das Fest in seiner einheitlichen Form mit Prozession durchsetzte .
Das Besondere an der Prozession ist, dass die geweihte Hostie mitgeführt wird. In ihr ist nach der Glaubenslehre der katholischen Kirche Jesus Christus ganz gegenwärtig. Die Fronleichnamsprozession konnte so für die Gläubigen ein konkret fassbares Ereignis werden: Wie sie in ihrem Leben Christus nachfolgen sollen, folgen sie dem im Brot gegenwärtigen Christus auf dem Weg durch die Welt, um am Ende in das "Himmlische Jerusalem" zu gelangen. Damit hat die Fronleichnamsprozession aber auch eine große Nähe zum Gehen des Kreuzweges. Wird hier der Leidensweg betont, unterstreicht Fronleichnam von Ostern her die Überwindung von Leid und Tod durch die Auferstehung Jesu. Und ähnlich den Passionsspielen haben szenische Darstellungen der Heilsgeschichte Eingang in die Fronleichnamsprozession gefunden; mancherorts haben sich sogar eigene Fronleichnamsspiele herausgebildet.
Mit der Mitführung der geweihten Hostie eng verbunden ist die Vorstellung, dass Christus seinen Segen auf diese Weise den Menschen unmittelbar zuwenden könne. Vor dem Hintergrund der Eucharistiefrömmigkeit des Mittelalters dürfte dies dem Fest zum "Durchbruch" verholfen haben. Denn aus der Sorge vor einem unwürdigem Empfang der heiligen Kommunion heraus ging man nur unmittelbar nach der Beichte zur Kommunion. An die Stelle des Empfangs des Sakramentes im Mahl trat eine Anschauung und Verehrung des aufbewahrten Sakraments in der Brotsgestalt, das in der Prozession gleichsam gezeigt wurde.
Heute steht wieder mehr die Eucharistie selbst und vor allem ihre Feier im Mittelpunkt des Festes. Die Eucharistieverehrung ist damit wieder mit ihrer Feier verbunden, wie es auch mit der Bestimmung des Donnerstages als Festtag in Erinnerung an das Abschiedsmahl Jesu intendiert war. Es geht um die Erinnerung dessen, was in der Eucharistie selbst gefeiert wird.
Immer häufiger finden sich benachbarte Pfarreien oder die Gemeinden der Innenstadt zu einer gemeinsamen Prozession zusammen. Besonders für Kinder ist es erfahrungsgemäß eindrucksvoll, mit vielen anderen Gottesdienst im Freien zu feiern und singend durch die Straßen zu ziehen. Vielerorts sind dabei die Straßen mit Fahnen, Blumen u.ä. geschmückt.
(POW)
Fronleichnam
Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, erinnert und feiert die Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl Jesu. Im Namen "Fronleichnam" stecken drei mittelhochdeutsche Worte: "vrôn" – göttlich, "lich" – Körper, Leib und "hama" – Hülle. So steht "vronlicham" für die "göttliche Hülle des Leibes".