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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende

Werft euer Vertrauen nicht weg!

Auf Vertrauen baut unsere Gesellschaft auf, so Pfarrerin Angelika Wagner.

Vertrauen ist ein Lebenselixier. Kinder vertrauen ihren Eltern und lassen sich förmlich blind in ihre Arme fallen. Auf Vertrauen baut unsere Gesellschaft auf, Vertrauen stabilisiert Demokratie, Wirtschaft und sozialen Zusammenhalt. Martin Luther sagt: Glaube ist Vertrauen.

Doch es gibt auch ein gesundes Misstrauen. Schmerzhaft ist die Erkenntnis, wenn Vertrauen missbraucht wird, tragisch die Verletzung kindlichen Vertrauens. Wie kann ich dann noch vertrauen? Bei einer Studie mit Jugendlichen gaben zwei Drittel an, dass sie anderen Menschen nicht vertrauen, aus Angst, ausgenutzt zu werden.

Eigentlich wissen wir, dass neues Vertrauen nur durch einen offenen Umgang mit Verletzungen wachsen kann, in einem langen, geduldig begleiteten Prozess. Und dass präventive Maßnahmen notwendig sind. Doch wie verhält es sich in der Politik? Wer spricht heute noch von „vertrauensbildenden Maßnahmen“, die einst einen wichtigen Grundstock der Weltpolitik darstellten?

Seit 1987 lädt die Gemeinschaft Sant’Egidio jährlich zu einem internationalen Treffen von Vertreterinnen und Vertretern der Weltreligionen, aus Politik und Kultur ein, im „Geist von Assisi“. Sie folgt hierbei dem historischen Friedensgebet von Assisi am 27. Oktober 1986, bei dem die Religionen Seite an Seite für den Frieden beteten. Die Begegnungen verstehen sich als „Werkstatt für den Frieden“, weil nur im Dialog eine Grundlage für den Frieden gebildet werden kann. In diesem Jahr war es nicht leicht, die Vertreter in Paris zusammenzubringen: jüdische Rabbiner, deren Söhne an der Front in Israel stehen; Muslime, die Angehörige im Gaza verloren haben und aus dem Libanon kommen; russisch-orthodoxe und ukrainische Bischöfe. Sie ließen sich trotz allem auf die Begegnung ein, weil in den Jahren viel Vertrauen gewachsen ist. „Es war ein notwendiges Zeichen“, sagte ein russischer Vertreter nach dem gemeinsamen Entzünden eines Friedenslichts.

„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“, so der Hebräerbrief, „Geduld aber habt ihr nötig“. Wird es gelingen, Vertrauen wieder neu aufzubauen? Dies ist eine große Herausforderung unserer Zeit. In Paris war auffällig, dass sich Tausende junge Menschen an den Konferenzen und Diskussionen beteiligten, auf der Suche nach Vertrauen in die Zukunft, dass der Krieg nicht das letzte Wort hat. Vielleicht können die kommenden Tage für uns alle zu einer „Werkstatt des Vertrauens“ werden? Mit den Worten des geistlichen Liedes: Vertraut den neuen Wegen!

Evangelische Pfarrerin Angelika Wagner