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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – 29. Sonntag im Jahreskreis

Was wir zurückgeben können

Jesus versucht, uns im Evangelium dieses Sonntags einen Weg zu zeigen, auf dem wir Gegensätze überwinden und neue Sichtweisen gewinnen können.

Evangelium

In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!     

Matthäus 22,15–21

Ein Scherz kann Situationen auf­lockern. Doch jemandem mit Absicht eine Falle zu stellen, ist nicht lustig. Aber Jesus lässt sich nicht provozieren. Er lässt sich nicht zum Gegner machen. Er wendet sich seinen Widersachern zu, statt sie stehen zu lassen oder sie ihrerseits zu blamieren. So schafft er es, diesen Moment der Bosheit zu nutzen, um sein Evangelium besser zu erklären.

Oft prallen Meinungen aufeinander und es geht nur darum, wer Recht hat. Bei Gesprächen mit Gefangenen höre ich oft: „Bei meinem Vater durfte keiner eine andere Meinung vertreten. Aber ich habe es ihm so richtig gezeigt!“ oder: „Ich hoffe, dass meine Frau endlich verstanden hat, dass ich Recht hatte!“ Wir alle könnten Eigenes hinzufügen. Die Freude über den Triumph ist nachvollziehbar. Aber was bringt ein Sieg, wenn man danach von Mauern umgeben ist?

Jesus verkündet keine allgemeine Moral. Stattdessen nutzt er jede Begegnung mit Menschen, um sie zum Nachdenken zu bringen. Er greift ihre Fragen auf, damit sie lernen, sich selbst zu hinterfragen. Ist es richtig, dem Kaiser Steuern zu zahlen? Das war eine politische Frage. Wer zahlt, wendet sich gegen das Volk, wer nicht zahlt, ist gegen den Kaiser. War es richtig, sich während der Pandemie impfen zu lassen? Soll man in der Ukraine über Waffenlieferungen oder über Frieden sprechen? Viele ähnliche Fragen rauben manchen Menschen den Schlaf. Jesus hebt diese Fragen jedoch auf eine andere Ebene. Denn er weiß: Was nützt es, Recht zu haben, wenn danach die Beziehung zerstört ist? Was nützt es, das letzte Wort zu haben, wenn am Ende auch die guten Worte verbraucht sind? Was nützt es, Sieger zu sein, wenn das Erdreich der Menschlichkeit auf Jahre hinaus zerstört ist?

Jesus bringt Gott ins Spiel: Gebt Gott, was Gott gehört! Ohne Gott haben Recht und Sieg keinen Wert, ohne ihn gibt es kein Leben, das allen guttut. Im Gefängnis fangen manche an, das zu erahnen: „Ich habe oft versucht, mein Leben in den Griff zu bekommen. Doch dann geht mir immer wieder die Kraft aus. Hier spüre ich, dass Gott meine Kraft sein will.“

Ich kann den Gefangenen raten, sich in Zukunft an die Gesetze und an menschliche Umgangsformen zu halten. Wir können den zukünftigen Generationen empfehlen, stark zu werden, um die Herausforderungen meistern und die eigenen Möglichkeiten ausschöpfen zu können. Wir können in den Kirchen nach guten Strategien und Strukturen suchen oder die Armen zur Caritas und zu den Tafeln schicken und diese personell und finanziell besser ausstatten. Die einen werden sagen: Das ist die Lösung! Andere werden es für den falschen Weg halten.

Jesus versucht, uns im Evangelium dieses Sonntags einen Weg zu zeigen, auf dem wir Gegensätze überwinden und neue Sichtweisen gewinnen können: Gebt Gott, was Gott gehört! Was gehört ihm denn? Das Leben? Die Liebe? Der Friede? Vertrauen? Barmherzigkeit? Hoffnung? Die Schöpfung? Gehören ihm auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst, die uns und die Welt bewegen? Was ist mit unserer Schuld und unserem Versagen? Was können wir ihm zurückgeben? Wo hat er seine Hände, in die ich etwas legen kann?

Auch hier können Gefangene weiterhelfen: „Im Gefängnis habe ich wieder angefangen zu beten. Gott hat mir so oft geholfen. Jetzt schenke ich ihm Zeit und Aufmerksamkeit.“ Und eine andere: „Ich helfe meinen Mitgefangenen neben mir. So kann ich auch Gott ein bisschen etwas zurückgeben.“ Und wir? Was könnte ich ihm heute oder morgen zurückgeben?

Doris Schäfer (doris.schaefer@bistum-wuerzburg.de) ist Pas­toralreferentin
in der Gefängnisseelsorge der JVA Würzburg.