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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort

Von Überschwemmungen und anderem Überfluss

Wasser: Element des Lebens und Element des Todes. Urquelle und Urgewalt. Die jüngsten Überflutungen in Österreich, Tschechien und Polen haben uns die zerstörende Seite vor Augen geführt. Jeden Tag trinken wir aber auch alle von dem kühlen Nass.

Wenn wir die Bilder von durch Straßen und Häuser brechenden, schlammigen Fluten sehen, erschrecken wir. Wir fühlen mit den Betroffenen und fragen: Wie kann ich helfen? Das Gefühl der Ohnmacht, das uns ergreift, ist ein Problem. Manche wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Es kann sogar eine Reaktion von Wut oder Gefühlskälte auslösen. Bei manchen wendet sich das Ohnmachtsgefühl ungerechtfertigterweise in eine Anklage gegen Gott. Ungerechtfertigt, weil wir doch meistens ausbaden, was wir selbst verschuldet haben. Das Wort ‚ausbaden‘ ist in diesem Zusammenhang allerdings schlecht gewählt.

Jedenfalls scheint es mir eine Schlüsselfrage zu sein, wozu uns das unendliche Leid der Welt bewegt. Stumpft es uns ab oder schweißt es zusammen? Schotten wir uns voneinander ab oder führt uns die Not zusammen? Beides kann passieren. Es ist wie eine Prüfung für die Menschheit und für jeden Einzelnen.

Dabei müssen wir aushalten, dass wir oft nichts „direkt“ tun können. Aber wir können sehr wohl indirekt helfen. Es gibt organisierte Hilfen – Gott sei Dank! Wenn z.B. unser THW ins Nachbarland aufbricht, ist das gut. Und wenn ich das THW, das Rote Kreuz oder andere Hilfsorganisationen mit Spenden oder anders unterstütze, habe ich Anteil an der geleisteten Hilfe. Es gibt staatliche Hilfsprogramme. Auch das ist gut! Es wäre schlecht, wenn alle Staaten nur an sich denken. Gelebte Solidarität ist sowohl auf individueller als auch auf nationaler Ebene der bessere und aus christlicher Sicht gebotene Weg. Gerade im Blick auf Naturkatastrophen und ihre humanitären Folgen sitzen wir als Menschheit „alle in einem Boot“. Wieder eine schlechte Formulierung in diesem Zusammenhang.

Schließlich: Was jeder von uns „direkt“ tun kann, ist, in dem Maße, wie es ihm gegeben ist, spenden und in der Fürbitte für Notleidende eintreten. Eine barmherzige Haltung und die tatkräftige Unterstützung unserer Mitmenschen ist ein roter Faden in der ganzen Bibel: „Stellt euch vor: Jemand ist mit allem gut versorgt und sieht, dass sein Bruder oder seine Schwester Not leidet. Wenn er sein Herz vor ihrer Not verschließt, wie kann dann die Liebe Gottes in ihm bleiben?“ (1. Joh. 3,17) Wenn wir unseren Überfluss teilen, lindern wir die Not, die aus Überschwemmungen und anderen Katastrophen entsteht. Und ein anderes Mal fließt diese Liebe – als Wasser des Lebens – zu uns zurück.

Evangelischer Dekan Till Roth, Lohr