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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Vierter Sonntag im Jahreskreis

Von Jesus zur Freiheit befreit

Dass Menschen von bösen Mächten geknechtet sein können, ist nicht nur in der Fantasy-Welt Realität, auch für die Bibel ist das Teil der Wirklichkeit.

Evangelium

In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.    

Markus 1,21–28

"Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden." So steht es im vom bösen Herrscher Sauron geschmiedeten Ring in J.R.R. Tolkiens Fantasy-Trilogie "Der Herr der Ringe". Sméagol, der diesen Ring lange besessen hat, wurde in dieser Zeit durch die dunkle Kraft des Rings zur Kreatur Gollum, vom Bösen geknechtet und von Gier und Hass besessen.

Dass Menschen von bösen Mächten geknechtet sein können, ist nicht nur in der Fantasy-Welt Realität, auch für die Bibel ist das Teil der Wirklichkeit. Der Evangelist Markus erzählt entsprechend dem Weltbild seiner Zeit von dem Mann in der Synagoge von Kafarnaum, der von einem unreinen Geist besessen ist.

Auch wenn viele heute Gefallen an Gruselfilmen mit Dämonen und an Fantasy-Welten haben, so entspricht die Deutung, die Tolkien oder Markus der offensichtlichen Knechtung von Personen geben, nicht dem aufgeklärten Weltbild der meisten Zeitgenossen. Dennoch ist es auch heute real, dass Menschen geknechtet werden; dass sie mit Mächten konfrontiert sind, die sie ihrer Freiheit berauben. Ich denke da an die junge Frau, die – verleitet von fragwürdigen Schönheitsidealen – ihren Körper nicht lieben kann und Kilo um Kilo herunter hungert, bis sie ganz gefangen ist in ihrer Essstörung – so sehr, dass sogar ihr Leben bedroht ist.

Da ist der erfolgreiche Mann, der von seiner Gier nach immer mehr Geld und Reichtum getrieben ist; für den es nie genug ist; der nicht darauf achtet, auf wessen Kosten er sein Geld anhäuft. Und der doch nicht glücklich wird in seiner Besessenheit vom Besitzen-Müssen. An ihm wird die unheimliche Macht unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems, des Immer-Mehr, spürbar – und nicht nur an ihm.

Oder ich denke an die Frau, die einen gesundheitlichen Zusammenbruch erleidet, weil sie sich in ihrem Einzelhandelskonzern für ihre Kolleginnen und Kollegen als Betriebs­rätin einsetzt und von der Geschäftsleitung mit falschen Anschuldigungen überzogen wird, um sie loszuwerden, egal was es für die Frau bedeutet. Sie weiß nicht mehr weiter.

Da gibt es schließlich den jungen Mann, der in einer katholischen Gemeinschaft Sicherheit und eine klare Orientierung gefunden hat. Erst spät bemerkt er, wie sehr er dort in einem System des Gehorsams gefangen ist, eine toxische Spiritualität von ihm Besitz ergreift und er subtil manipuliert wird; so spät, dass er kaum aus eigener Kraft dem Einfluss der Gemeinschaft und seinem ängstigenden, verinnerlichten Gottesbild entrinnen kann.

Es gibt sie, solche oft unheimlichen Mächte, die Menschen fesseln, knechten und ihrer Selbstbestimmung berauben. Jesus tritt ihnen mit Macht entgegen. Konsequent, gegen lautes Geschrei und gewalttätigen Widerstand befreit Jesus den Mann in der Synagoge von Kafarnaum vom unreinen Geist, der ihn seiner Freiheit beraubt hat. Gerade in den Erzählungen von seinen Dämonenaustreibungen kämpft Jesus machtvoll für die Selbstbestimmung von Menschen und vertreibt die knechtenden Mächte.

"Zur Freiheit hat uns Jesus befreit", bringt es Paulus im Galaterbrief auf den Punkt. Auf diese befreiende Kraft können wir unser Vertrauen setzen und in den Spuren Jesu konsequent für die Freiheit und die Selbstbestimmung von Menschen eintreten, auch wenn wir es mit bedrohlichen Mächten und Gewalten aufnehmen müssen.

Marcus Schuck (marcus.schuck@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferent und arbeitet
als Betriebsseelsorger bei der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB).