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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort

Trübes Herbstwetter

Es regnet, Windböen von der Seite. Die Menschen sind in der Fußgängerzone mit Schirmen oder eingezogenen Köpfen unterwegs. Die Gesichter verzogen, als ob man so besser durch die Witterung käme.

Auch ich muss los und verlasse „das trockene Ufer“ eines Hauseingangs. Kaum im Fluss, dringen ganz unvermittelt helle Worte an mein Ohr: „Ja, da bin ich jetzt glücklich, einfach total glücklich!“ Im Vorbeigehen sehe ich die junge Frau am Handy, noch mehr als ihre Worte durchbricht ihr strahlendes Gesicht die graue Alltäglichkeit. Irgendwie nehme ich sie in Gedanken mit: Was ließ sie wohl so glücklich-strahlend werden? Als Erstes fällt mir ein, dass sie einen Heiratsantrag bekommen haben könnte, vielleicht ganz romantisch oben auf dem Empire State Building, vor dem Sacré-Cœur oder der Spanischen Treppe. Insta lässt grüßen. Dann fällt mein Blick auf die vielen Praxisschilder in dieser Straße. Vielleicht eine gute Diagnose nach Therapie…

Unweigerlich frage ich mich, wann ich eigentlich das letzte Mal „total glücklich“ war. Wahrscheinlich hat diese zufällige Situation deswegen so lange in mir resoniert und meine Fantasie angeregt, weil irgendwie nicht nur das Wetter so trostlos scheint. Auch die Nachrichtenlage scheint uns durchgängig nach unten zu ziehen, an solchen trostlos-tristen Tagen scheinen alle Gläser halbleer zu sein… Da tut es einfach gut, jemanden so glücklich und strahlend zu erleben, und sei es buchstäblich nur en passent.

Der Weisheitslehrer Kohelet im dritten Jahrhundert vor Christus: Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz.

An dieser Erfahrung hat sich doch bis heute nichts geändert. Das Leben ist ausgespannt in Polaritäten, im Letzten zwischen Werden und Vergehen. Glück ist wie das Leben vergänglich. Für viele klingen diese Verse fatalistisch, für mich haben sie etwas Tröstliches. Sie erinnern an das Meer und die Gezeiten: wenn Ebbe ist, weiß ich, dass das Wasser, die Flut wiederkommt und umgekehrt. Wahrscheinlich besteht Weisheit darin, bei Ebbe die Hoffnung nicht zu verlieren. Lebensweisheit wäre also, das Glück des Augenblicks zu erkennen, genießen zu können oder noch besser mit jemanden zu teilen

Die beiläufige, flüchtige Begegnung oben fand übrigens in der Frohsinnstraße statt.


Andreas Bergmann, Pastoral- und Bildungsreferent, Kirchlicher Organisationsberater