Ich bin so klein hier unten auf der Erde und betrachte den Glanz am Himmel. Da ist eine Ahnung von unendlichen Weiten, unendlicher Schönheit - aber auch von unendlicher Unerreichbarkeit. All das Verheißungsvolle, das dieses Sternenlicht in mir weckt, scheint gleichzeitig eine Täuschung. Das Licht ist bereits vor Tausenden von Jahren ausgesendet worden. Der Stern, von dem es stammt, ist vielleicht schon erloschen. Kann man sich die romantischen Gedanken beim Anblick des Sternenhimmels sparen?
Der Vortrag eines Astrophysikers hat mich da vor einiger Zeit nachdenklich gemacht. Zwischen all den unromantischen Fakten und Zahlen zur Entstehung des Weltalls und den riesigen Dimensionen von Zeit und Raum tropfte auf einmal die Information, dass jährlich 40.000 Tonnen extraterrestrisches Material - umgangssprachlich gerne als Sternenstaub bezeichnet - auf die Erde gelangt. Kleinste Meteoriten, verglühte Sternschnuppen sind auf der Erde so häufig anzutreffen, dass auch beim Kehren der Wohnung einige davon im Staub meiner Kehrschaufel zu finden sind.
Also bin ich von dieser Unendlichkeit doch umgeben. Sie berührt mich und ich merke es gar nicht. Um sie zu entdecken brauche ich das Bewusstsein, dass es sie gibt und Hilfsmittel, um sie sichtbar zu machen. Und klar fällt mir dann das Licht ein, das uns da vor 2000 Jahren zugefallen ist, klein und unscheinbar als Kind, und dessen Geburt wir bald wieder an Weihnachten feiern. Es braucht eine Aufgeschlossenheit dafür, dass es so etwas gibt: einen Gott, der Mensch wird. Und es braucht das Hilfsmittel der Deutung, um zu erkennen, was das für ein großes Geschenk ist. Im Unterschied zum Sternenstaub ist dieses Licht nicht erloschen - und wird es hoffentlich auch nie. Denn solange sich Menschen immer wieder davon anstecken lassen und es weitergeben, hat es das Potenzial, die Welt hell zu machen.
Ja, die Großen tun sich schwer, dieses greifbar gewordene Sternenlicht zu entdecken. Je kleiner ich mich selber mache, desto mehr nähere ich mich seinem Strahlen. Daran erinnert mich der ferne und doch so nahe Sternenhimmel. Ich werde in diesem Advent nach ihm Ausschau halten.
Burkard Vogt, Redakteur im Medienhaus des Bistums Würzburg, Außenstelle Aschaffenburg