Hartmut Rosa hat 2022 auf dem Würzburger Diözesanempfang ein Plädoyer für Kirche und Religion in unserer Gesellschaft gehalten. Religion und Kirche bieten seiner Ansicht nach Räume, in denen Resonanzerfahrungen gemacht, geübt oder auch thematisiert werden können. Musik, Bildungsformate, Kunst und Kultur können dazugehören. Eine Gesellschaft, zumindest eine demokratische, ist für Rosa aber ohne Resonanzerfahrungen verloren.
Nun wird um Religion und Kirche ja ziemlich gestritten. Die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung sieht einen immer deutlicheren Rückgang von Religiosität und ganz im Gegensatz dazu wird auch beklagt, dass eben immer nur die lauten und eindeutigen Formen von Religion wahrgenommen werden. Dabei ist es ja gar nicht so einfach, sich selbst als religiös ganz eindeutig zu verstehen und nicht selten begegnet man ganz engagierten Kirchenmitgliedern, die sich durchaus schwertun, sich als das zu bezeichnen, was allgemein und oft stereotyp als gläubig verstanden wird.
Oft genug geht Religion ums Eck: Religion ist indirekt, leise, mit Tasten und Zweifel verbunden. Man findet sie in Tattoos oder kleinen Kerzen oder an anderen mehr oder weniger komischen Orten und wie soll das auch anders sein, wenn es um etwas ganz Großes geht: Da darf man auch mal leise werden und sich ums Eck anschleichen.
Pfarrerin Dr. Katharina Eberlein-Braun ist Direktorin der evangelischen Stadtakademie Rudolf-Alexander-Schröder-Haus