Die oben genannte Initiative ist davon überzeugt, dass es in unserem Land eine Mehrheit gibt für einen fairen, ehrlichen Wettbewerb der besten Ideen für unsere Zukunft. Eine Mehrheit von Menschen, die es ablehnen, wenn die Wahlkämpfenden vorschnell Schuld zuweisen, beleidigen, beschimpfen, von eigener Schwäche ablenken, pauschal alles aburteilen, was nicht in ihr Schwarz-Weiß-Bild passt. Wenn sie schreckliche Ereignisse missbrauchen für ihre eigenen Zwecke. Wenn sie dröhnend daher kommen, wo Innehalten und stilles Mitgefühl angesagt ist. Eine Mehrheit von Menschen, die Tatsachen hören und ehrliches Bemühen um realistische Lösungen wahrnehmen wollen.
Auch ich wünsche mir Diskussionen, in denen sich die Teilnehmenden zuhören, ausreden lassen, Fragen beantworten und nicht nur – stets die anderen übertönend – ihre festgezurrten Inhalte ausbreiten.
Für ein gelingendes Miteinander raten Expertinnen, sich eine Pause zu verordnen zwischen Reiz und Reaktion. Wenn ich sofort auf etwas Schlimmes oder Ärgerliches reagiere, dann bin ich ganz schnell in der Überreaktion. Nach der Bluttat in Aschaffenburg haben viele Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Religionsgemeinschaften zu Besonnenheit gemahnt. Ich denke, genau das ist mit dieser Pause gemeint. Zuerst genau hinhören und hinschauen und dann beurteilen und konsequent handeln.
In der Gebetswoche für die Einheit der christlichen Kirchen schauen wir auf das, was uns verbindet, anstatt auf das, was uns trennt. Das wäre doch auch ein Ziel für die politische Auseinandersetzung. Und es wäre einen Versuch wert, es im Kleinen zu beginnen. Die Frage, wie wir Probleme lösen können, beantwortete Hermann van Veen schon vor vielen Jahren in einem Lied so: „Du und ich, Hand in Hand, alles geht doch nur Hand in Hand.“
Brigitte Glaab, alt-katholische Priesterin, Aschaffenburg