Sportlerinnen und Sportler haben in den vergangenen beiden Wochen um die Medaillen gekämpft. Viele mussten ihre Hoffnungen begraben. Der Platz auf der Siegertreppe reicht nur für drei.
Eine olympische Herausforderung stellt die Bewältigung der weltweiten und auch mancher der persönlichen Krisen dar. Da braucht es Durchhaltevermögen, Kompetenz und eine große Portion Hoffnung. Zwei Beispiele aus Paris machen mir Mut.
Da ist der Wiederaufbau der Kathedrale von Notre Dame nach dem verheerenden Brand 2019. Wenn sich am 8. Dezember die Türen des Wahrzeichens von Paris wieder öffnen, ist das wie ein Wunder. Über 2.000 Menschen sind mit am Werk: Steinmetze, Gemälderestauratoren, Dachdecker, Brandschutztechniker, Elektriker, Tischler. Über 250 Firmen, auch Konkurrenten, arbeiten zusammen. Baustellenleiter Philippe Jost betont, dass nicht nur große Mäzene den Wiederaufbau mit ihren Spenden ermöglicht haben, sondern auch Kinder: „Sie alle sind mit Notre Dame verbunden, weil die Kathedrale eine Seele hat.“ Der französische Präsident Emmanuel Macron nennt den Wiederaufbau „ein großartiges Bild von Hoffnung.“
Das zweite Beispiel liegt zwölf Jahre zurück. Mit einer Französischlehrerin begleitete ich die 9d der Staatlichen Realschule Gemünden nach Paris. Letzter Abend der Klassenfahrt: Picknick am Ufer der Seine, weg vom Touristentreiben. Einheimische lassen hier den Tag ausklingen. Kleine Rundbühnen säumen die Promenade. Es gibt bretonische Reigentänze und handgemachte Musik. Wer will, kann mitmachen. Besonders die Tänzerinnen und Tänzer, die die argentinische Form des Tango tanzen, ziehen mich in ihren Bann. Da tanzt der Schwarzafrikaner in Jeans mit der Pariserin im gelben Cocktailkleid, der Student mit der Seniorin. Sie alle, der betagte Herr mit Knoten im Haar, die mondäne Dame im Stil der 30er Jahre und der Asiate im Businessanzug finden einen gemeinsamen Rhythmus. Selbst einige unserer Jugendlichen fangen auf dem Promenadenweg an zu tanzen. Ein friedliches Bild voller Lebensfreude, wie ich es mir für unsere geschundene Welt wünsche.
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu geben von der Hoffnung, die euch erfüllt“ heißt es im ersten Petrusbrief. Ich kann dazu Geschichten aus der „Stadt der Hoffnung“ erzählen. Welche Geschichten fallen Ihnen ein?
Burkhard Fecher, Gemünden, Pastoralreferent i.R.