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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – 26. Sonntag im Jahreskreis

Nur ein Lippenbekenntnis?

Im Evangelium dieses Sonntags geht es um Menschen, die lügen.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging hinaus. Da wandte er sich an den zweiten und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ja, Herr – und ging nicht hin. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der erste. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist zu euch gekommen auf dem Weg der Gerechtigkeit und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.     

Matthäus 21,28–32

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“ Mit diesem Sprichwort wurde und wird Kindern beigebracht, dass sie nicht lügen sollen, nicht lügen dürfen.

Denn, so sagt dieses Sprichwort, bei einem Lügner, einer Lügnerin weiß man ja nie genau, wann gelogen wird und wann man ihm oder ihr vertrauen kann. Dennoch kennt Klein und vor allem Groß auch den Begriff, die Entschuldigung der „Notlüge“. Damit meint man, es ist manchmal notwendig, dass man nicht die Wahrheit sagt, aus Angst vor Strafen, aus Sorge um das Wohl der Anderen oder weil man sich selbst keine Blöße geben will, sich in ein gutes, ja besseres Licht stellen möchte.

Doch auch dies ist und bleibt eine Lüge und gerade im Umgang mit Kindern und Jugendlichen sollte man sich genau überlegen, ob eine sogenannte Notlüge angebracht ist oder ob man damit nicht sich selbst unglaubwürdig macht, getreu dem Sprichwort: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“

Im Evangelium dieses Sonntags geht es auch um Menschen, die lügen. Jesus erzählt von zwei Söhnen, ihrem Vater und seinem Auftrag, im Weinberg zu arbeiten. Und beide Söhne lügen ihren Vater an – der eine, als er sich weigert und dann doch geht, der andere, als er Ja sagt und nicht in den Weinberg geht. Dass der erste den Willen, den Auftrag des Vaters erfüllt, ist ganz klar.

Klar ist auch, worum es Jesus geht. Schon im Evangelium vom vergangenen Sonntag hat er von einem Weinberg gesprochen, für den Arbeiter gesucht werden, und da sagte er uns schon: Mit dem Himmelreich ist es wie mit der Arbeit im Weinberg.

Jesus spricht also in den Bildern seiner Zeit und zum Verständnis seiner Zuhörer und meint doch sein Reich, seine Botschaft und seine Aufforderung zum Leben aus dem Glauben, biblisch „den Weg der Gerechtigkeit gehen“.

Und da sind wir selbst gefragt – wie hältst du es mit deinem Glauben, mit deinem Bekenntnis zu Gott? Ist mein Glaube nur ein sonntägliches Lippenbekenntnis, das im Leben keinen festen Platz hat, oder gibt es wirklich die Bereitschaft, sich mit Herz und Hand für die Sache Jesu einzusetzen, ohne Wenn und Aber? Kann sich Gott auf mich verlassen, wenn ich mit ihm spreche, wenn ich ihm etwas verspreche, oder ist mein Versprechen ganz schnell vergessen, wenn alles vorüber ist, wenn alles in meinem Sinne sich ereignet hat? Und können die Menschen sich darauf verlassen, dass ich als Christin, als Christ nicht nur rede, sondern auch handle, nicht nur erwarte, sondern auch gebe und mein Ja ein Ja ist?

Den Hohenpriestern und Ältesten, also den Frommen seiner Zeit, wirft Jesus in dem Gleichnis vor, dass sie wie jener Sohn sind, der Ja sagt, aber nicht geht, und ihre Frömmigkeit nur äußerlich ist und dass jene, von denen man es nicht erwartet, bereit sind, den Weg der Umkehr und der Nachfolge zu gehen.

An uns und unserem Zeugnis liegt es, was andere von Christus und den Christen halten und was sie von uns erwarten und erhoffen können – die Wahrheit der Verkündigung Jesu und das gelebte Zeugnis meines Glaubens.

Von Frère Roger Schutz von Taizé stammt die Aufforderung: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.“

Robert Borawski (robert.borawski@bistum-wuerzburg.de) ist Pfarrer im Ruhestand.