Heute ist der Nikolaustag und an vielen Orten werden lebendige Nikoläuse auftreten und kleine Geschenke verteilen - gewissermaßen ein Vorgeschmack auf´s große Weihnachtsfest. Erfreulicherweise entdecke ich dabei wieder öfter Nikoläuse mit Stab und Mitra, die wirklich an den Heiligen als Bischof erinnern.
Um ihn ranken sich zahlreiche Wundergeschichten und Legenden, die allesamt von seiner besonders ausgeprägten Nächstenliebe erzählen: Da zu helfen, wo Menschen in Not sind. Er verhandelt mit den Seefahrern, damit sie den Menschen Getreide geben und diese nicht verhungern. Er schenkt drei jungen Frauen heimlich Goldstücke, um sie von der Zwangsprostitution zu bewahren und hilft den Seeleuten im Sturm, die ihn in Todesangst anrufen.
Bemerkenswert ist, dass die Verehrung und der Gedenktag des heiligen Nikolaus nicht immer im Dezember waren, sondern erst im Laufe der Jahrhunderte dorthin gewandert sind.
Ich muss trotzdem zugeben, dass ich schmunzeln musste, als gerade im Hochsommer die Aufforderung zur Bestellung der „echten“ Schoko-Nikoläuse aus Fairtrade-Kakao per E-Mail bei mir landete.
In unserem Pastoralen Raum gibt es in Moos und in Eisingen zwei Nikolauskirchen, die an diesem Sonntag ihr Patronatsfest feiern. In Eisingen tragen zudem der katholische Kindergarten, der Pfadfinderstamm und der Pfarrsaal seinen Namen.
Ein Heiliger also, der uns über die Adventszeit hinaus tangiert?
In der Eisinger Kirche hängt sein Bild über dem Seitenaltar. Ich habe mich immer gefragt, warum uns der heilige Nikolaus hier so streng anschaut? Halb unter seinem Mantel versteckt, spitzt aber ein Kind fröhlich heraus.
„Nikolaus, du Freund der Kinder“ beginnt ein Lied von Wilhelm Willms: Eine weitere wichtige Seite des beliebten Heiligen. Sein strenger Blick auf dem alten Altarbild erscheint dabei plötzlich als eine sehr aktuelle Mahnung: Unsere Kinder zu schützen, können wir gar nicht ernst genug nehmen und allen, die sie gefährden, nicht streng genug entgegentreten.
So wünsche ich allen einen fröhlichen Nikolaustag und lade Sie ein, unseren Heiligen auch an den 364 weiteren Tagen als Vorbild zu entdecken!
Bernd Müller, Gemeindereferent im Pastoralen Raum Würzburg links des Mains mit Sitz in Eisingen