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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Zweiter Sonntag im Jahreskreis

Leben miteinander teilen

Mich von Menschen, besonders von denen am Rand der Gesellschaft, einladen zu lassen, Nähe zuzulassen, wahrzunehmen, wo und wie sie leben, und sie als Person zu sehen, dazu lädt Jesus auch heute ein: Komm und sieh!

Evangelium

In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wohnst du? Er sagte zu ihnen: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden – das heißt übersetzt: Christus – der Gesalbte. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen, das bedeutet: Petrus, Fels.

Johannes 1,35–42

Wie jemand wohnt, verrät oft viel über die Person, über ihre Vorlieben und das, was sie braucht, um sich wohlzufühlen. Da hängen vielleicht Bilder von Familienmitgliedern, Lieblingsmenschen oder Lieblingsplätzen an den Wänden. Im Regal stehen Andenken an Reisen, gelesene oder zur Schau gestellte Bücher. Sitzmöbel strahlen Gemütlichkeit, Eleganz oder einfach Nützlichkeit aus. Wer zu sich nach Hause einlädt, lässt den Gast zumindest ein Stück in die eigene Intimsphäre hineinschauen und gibt etwas von sich selbst preis. Verständlicherweise haben darum viele das Bedürfnis, die Wohnung noch aufzuräumen, bevor ein Gast kommt, um einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen.

„Wo wohnst du?“, fragen die beiden im Sonntagsevangelium, als Jesus sie anspricht: „Was sucht ihr?“ Offenbar wollen sie mehr von der Person wissen, der sie schon eine Zeit lang neugierig gefolgt sind. Ganz offenbar hat Jesus keine Scheu, sie spontan zu sich nach Hause einzuladen. Mit seiner offenen Einladung lässt er sie teilhaben an seinem Leben. Sie sollen sich selbst ein Bild machen von ihm und erfahren, wie er lebt: „Kommt und seht!“

Der Eindruck, den die beiden von Jesus gewinnen, scheint äußerst beeindruckend zu sein. So stark, dass er ihr Leben verändert und sie ihm von diesem Tag an nachfolgen. So stark, dass sie anderen davon erzählen, Andreas seinem Bruder Simon: „Wir haben den Messias gefunden.“ So stark, dass sie Menschen zu Jesus führen, um sie auch teilhaben zu lassen an seinem Leben – und am gemeinsamen Leben der Jüngerschaft Jesu.

Wenn ich diese prägnant erzählte Episode der Einladung der ersten Jünger lese, stellen sich mir Fragen – für uns, die wir heute versuchen, in der Nachfolge Jesu zu leben: Wohin können wir Menschen einladen, die auf der Suche sind und die wir zu Jesus führen möchten? Wo sind die „Wohnungen“, die Orte und Gemeinschaften, wohin wir Suchende spontan einladen können, um das Leben dort zu teilen: „Kommt und seht!“?
Vor allem aber stellt sich für mich die Frage: Wo wohnt Jesus heute? Wohin lädt er mich ein: „Komm und sieh!“?

Eine Spur dahin finde ich durch seine eigene Identifikation mit den einfachen Menschen, besonders mit denen am Rand der Gesellschaft und den Notleidenden. Mich von ihnen einladen zu lassen, Nähe zuzulassen, wahrzunehmen, wo und wie sie leben, und sie als Person zu sehen, dazu lädt Jesus auch heute ein: Komm und sieh! Erlebe Menschen, die sich trotz Schicksalsschlägen nicht unterkriegen und sich Hoffnung und Zuversicht nicht nehmen lassen. Erfahre Gastfreundschaft von Menschen, denen selbst Ablehnung und Feindschaft entgegenschlägt. Erlebe die Solidarität derer, die kleingemacht werden. Lass dich berühren von Lebensgeschichten von Menschen, die trotz Ausgrenzung und Verletzungen durch andere ihren Lebensmut und ihre Selbstachtung nicht verlieren und für ihre Würde eintreten.

Komm und sieh! Und lass dich verändern durch diese Begegnungen.


Marcus Schuck (marcus.schuck@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferent und arbeitet als Betriebsseelsorger bei der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB).