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Advent und Weihnachten 2024

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„Wer dem Christkind schreibt, bekommt auch eine Antwort“

In der Weihnachtspostfiliale Himmelstadt werden Briefe vom Christkind verschickt – Rosemarie Schotte leitet seit 30 Jahren die Weihnachtspostfiliale

Himmelstadt (POW) Gelbe Postkisten mit bunten Briefen stapeln sich in der „Weihnachtspostfiliale Himmelstadt“. Goldene Sterne hängen von der Decke, unter einem Schild mit der Aufschrift „Weihnachtsbäckerei“ sitzen bärtige Wichtelfiguren mit Zutaten für Plätzchen. Mit viel Liebe zum Detail erwacht hier eine Weihnachtswelt zum Leben. Inmitten tausender Briefe, die Kinder aus aller Welt an das Christkind in Himmelstadt adressieren, steht Rosemarie Schotte (84). Seit 1994 leitet sie die Weihnachtspostfiliale.

Bereits in den 1930er Jahren schrieben Kinder Wunschzettel an das Christkind und schickten sie nach Himmelstadt. Seit 1986 ist Himmelstadt offiziell Weihnachtspostamt. Schotte war 1993 erst als Helferin dabei, bevor sie ein Jahr später die Organisation übernahm. „Es hat mich nicht mehr losgelassen“, erzählt sie. „Was schreiben die Kinder? Was sind ihre Bitten? Welche Probleme haben sie?“ In ihrer Wahrnehmung haben die Sorgen der Kinder im Laufe der Zeit zugenommen: „Es geht viel um Mobbing, Probleme in der Schule und Corona. Das tut einem dann auch weh. Das ist nicht wie im Büro, wenn man hier die Briefe beantwortet. Es geht einem nahe.“

In diesem Jahr wird Schotte zum 32. Mal den Dienst als Oberhelferin für das Christkind übernehmen. Sie und ihr Team von Ehrenamtlichen entwickeln die Abläufe immer weiter. In jedem Jahr falle ihr etwas auf, was man beim nächsten Mal anders machen könnte.

Ihre Familie wird auch in die Arbeit im Weihnachtspostamt eingebunden. Ihr Mann hilft beim Sortieren der Post, und ihre Tochter bei der Deko. „Ich schreibe vor, wie dekoriert werden soll“, sagt sie bestimmt. Trotz ganzer Sonntage, die sie bereits in den Aufbau gesteckt haben, sei die Weihnachtspostfiliale immer noch nicht fertig aufgebaut.

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Der Ablauf sei immer ähnlich: Ihr Mann öffnet die Briefe, bevor sie gelesen werden. Dann werden sie sortiert. Dabei gibt es eine Kiste mit den „Problembriefen“. Die beantwortet Schotte selbst. „Dann muss ich überlegen: Reicht der Standardbrief? Oder muss eine individuelle Antwort geschrieben werden?“ Anfangs schrieb sie die „Problembriefe“ immer von Hand. „Ich war fasziniert. Ich habe bis in die Nacht geschrieben“, sagt Schotte. In diesem Jahr schaffe sie das nicht. Jetzt beantwortet sie die Briefe auf dem Laptop und druckt sie mit selbstgestaltetem Rahmen aus. In den ersten Jahren beantworteten sie und ihr Team rund 4000 Briefe. Mittlerweile sind es bis zu 80.000 im Jahr. Der Standardbrief wird jährlich von ihr geschrieben, ihn bekommen alle Kinder: „Wer dem Christkind schreibt, bekommt auch eine Antwort.“ Der Himmelstädter Weihnachtssonderstempel wird auch von ihr entworfen und das Briefkuvert selbst gestaltet. „Auf dem Stempel müssen immer Himmelstadt, das Christkind, Kinder und Briefe zu sehen sein.“ Die Antworten werden eingetütet, mit dem Stempel und einer Briefmarke versehen und zurückgeschickt.

In diesem Jahr kamen bereits Briefe aus China, Taiwan, Russland, der Ukraine, Polen, Italien, Frankreich, Neuseeland und Australien an. Schotte denkt, dass sich das Himmelstädter Weihnachtspostamt vor allem durch Mundpropaganda rumspricht. Viele würden aber auch im Internet nach der Adresse des Christkinds suchen und dabei auf Himmelstadt stoßen.

Insgesamt helfen etwa 40 Personen bei der Weihnachtspost. Dabei hat Schotte einen Stamm von Helferinnen und Helfern, die seit vielen Jahren mitarbeiten. Einige sind aus Altersgründen oder wegen Schwangerschaft in diesem Jahr nicht dabei. In ihrem Team hat Schotte auch eine Frau, die Lehrerin für Englisch und Französisch ist. Sie hilft ihr, manche Briefe zu lesen und zu beantworten. Eine andere Helferin ist Griechin. Herausfordernd wird es, wenn Briefe in anderen Sprachen kommen. Aber auch dafür gibt es Lösungen. „Im vergangenen Jahr kamen 268 Briefe aus dem Partnerbistum Óbidos in Brasilien. Der brasilianische Bischof hat sie uns persönlich überreicht. Die Briefe waren alle auf Portugiesisch. Wir haben sie mit KI übersetzt und alle Kinder haben eine Antwort bekommen.“ Schotte war von den Wünschen der brasilianischen Kinder besonders überrascht: „Nur zwei der 268 Kinder wünschten sich etwas Materielles. Alle anderen wünschten sich Frieden, Liebe, das Ende der Kriege und dass es keine Naturkatastrophen mehr geben soll.“ Die deutschen Antworten habe Schottes Enkelin mithilfe von KI ins Portugiesische zurückübersetzt.

Schottes Arbeit stößt auf große Anerkennung von außen. Im vergangenen Jahr erhielt sie beispielsweise in München den Bayerischen Verdienstorden vom Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Im Jahr 2019 wurde sie von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen. Neben der Weihnachtspostfiliale engagiert sich Schotte auch anderweitig ehrenamtlich. Sie und ihr Mann unterstützen derzeit einen neunjährigen Jungen aus der Ukraine.

Wie lange sie das Amt in der Weihnachtspostfiliale noch leiten wird, weiß Schotte noch nicht. „Ich bin immer gerne dabei“, sagt die 84-Jährige. „Wenn es der Kopf zulässt, mache ich es im nächsten Jahr gerne wieder.“

jr (POW)

(4924/1264; E-Mail voraus)

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