Würzburg (POW) Bischof Dr. Franz Jung war das ein Geburtstagsständchen wert: Seit 75 Jahren gibt es die Berufsgruppe der Gemeindereferentinnen und ‑referenten im Bistum Würzburg. Gefeiert worden ist dieses Jubiläum am Freitag, 14. Juni, in Würzburg, unter anderem mit einer Wort-Gottes-Feier unter dem Motto „Berufen, zu bewegen“ mit Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran im Neumünster und einem anschließenden Festakt im Burkardushaus. Dem Gottesdienst ging ein Dialog zur Zukunft der Kirche mit Ursula Hahmann, Mitbegründerin der Aachener Gemeinde „Zeitfenster“, und Hochschulpfarrer Burkhard Hose voran.
Den Gottesdienst im Neumünster gestalteten Gemeindereferentinnen und -referenten inhaltlich und musikalisch. Unter anderem berichteten sie in kurzen Statements, welche Erfahrungen aus dem Alltag sie begeisterten und motivierten. Bauchredner Diakon Patrick Martin aus Pegnitz erklärte im Dialog mit seinem Vogel „Eutrax“, dass die Berufsgruppe den Menschen neue Dimensionen erschließe.
In seiner Predigt zog Generalvikar Vorndran Parallelen zwischen dem alttestamentlichen Propheten Elija und der Berufsgruppe. „Dieser Draufgängerprophet darf und muss erleben, wie Gott sich ihm nochmals ganz anders zeigt und ihn noch einmal ganz neu beruft.“ Ähnlich wie Elija hätten die Frauen und Männer im Dienst für die Kirche „unglaublich viel bewegt“ ─ durch Kreativität, Echtheit und die Fähigkeit, „in dieser unserer Kirche viel in Bewegung zu bringen“. Wie Elija habe aber jeder und jede im geistlichen Leben nach der Begeisterung des Anfangs die Herausforderung erlebt, in der Anfechtung ein tief im Herzen empfundenes „Ja, ich bleibe dabei“ für sich zu sprechen. Mit der einen Hand auf dem eigenen Herzen und der anderen auf der Schulter der Frau beziehungsweise des Mannes nebenan sprachen die Gemeindereferentinnen und -referenten gemeinsam das Gebet ihrer Berufsgruppe. „Danke, dass Sie sich heute neu senden lassen, wie Elija am Horeb“, sagte der Generalvikar.
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75 Jahre seien ein stolzes Jubiläum, betonte Bischof Jung beim Empfang in seiner Video-Grußbotschaft. Er wünschte der Berufsgruppe, dass sie wie Abraham bereit bleibe, nochmals neu aufzubrechen, um der Verheißung Gottes zu folgen. Zuvor sang der Bischof „Happy Birthday“ auf die Melodie von Stevie Wonders gleichnamigem Hit. Er erinnerte daran, dass „die Frauen die ersten waren ─ nicht nur am Ostermorgen, sondern auch bei den Gemeindereferentinnen und -referenten“.
Als die ersten von ihnen 1949 den Dienst für das Bistum Würzburg aufnahmen, hätten sie noch Seelsorgehelferinnen geheißen und primär die Pfarrer bei der Seelsorgearbeit unterstützt. Seit 1978 ist der Beruf auch für Männer geöffnet. Heute leisteten die Frauen und Männer der Berufsgruppe nicht allein mehr für die „Endverbraucher“ Dienst, sondern befähigten zunehmend Ehrenamtliche, über ihren Glauben auskunftsfähig zu sein. „Viele der Gemeindereferentinnen und -referenten arbeiten heute auch in kategorialen Stellen und nicht mehr ausschließlich in den Pfarreiengemeinschaften und Pastoralen Räumen.“ Wie Bischof Jung betonte, gebe es heute viele Zugangswege zu dem Beruf. Vor allem Frauen nutzten nach der Familienphase die Chance, sich über „Theologie im Fernkurs“ für diese Tätigkeit in der Kirche zu qualifizieren.
Als „liebe ältere Geschwister im Weinberg des Herrn“ bezeichnete Pastoralreferent Johannes Reuter, Leiter der Abteilung Steuerung und Begleitung der Hauptabteilung Personal sowie Diözesanreferent für die Pastoralassistent(inn)en und -referent(inn)en, die Gemeindereferentinnen und -referenten. Sie seien zusammen mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Wegbereiter für die Pastoralreferentinnen und -referenten gewesen. „Ihr seid gekommen, um zu bleiben. Und Ihr seid berufen, zu bewegen.“ Für die Mitarbeitervertretung (MAV) übermittelte die Vorsitzende Dorothea Weitz Glück- und Segenswünsche. „Es ist eine fast unglaubliche Vielfalt, die dieser Beruf, diese Berufung auf sich vereint, und gerade das macht die Arbeit so besonders. So viele Möglichkeiten, Aufgaben und Herausforderungen.“ Zudem seien von Anfang an Mitglieder der Berufsgruppe maßgeblich in der MAV vertreten gewesen, betonte sie.
Im Namen der Ständigen Diakone und der Pastoralreferentinnen und -referenten gratulierte Pastoralreferentin Regina Krämer zum 75. Jubiläum. „In diesem Alter dürfen selbst Diözesanbischöfe in Rente gehen“, sagte sie augenzwinkernd. In den vergangenen 75 Jahren habe sich in der Kirche wie im Beruf selbst vieles dramatisch verändert. Zum Beispiel sei Paramentenstickerei als verpflichtendes Fach weggefallen. Ähnlich wie bei Abraham sei dieses Datum aber nicht das Ende, sondern der Beginn eines Aufbruchs, um zum „Segen für die Völker“ zu werden. Die gemeinsame Gründung durch Bonifatius verbinde ihr Bistum Erfurt ebenso mit Würzburg wie die Tatsache, dass Teile des heutigen Bistums Erfurt nach dem Krieg bis 1994 vom Bistum Würzburg betreut wurden. Das erklärte Gemeindereferentin Olivia Schäfer aus der thüringischen Nachbardiözese. „Mit Gottes Hilfe können wir viel bewegen“, betonte sie auch im Blick auf den Katholikentag, der vor wenigen Tagen in Erfurt stattfand und 2026 in Würzburg veranstaltet wird. Als Toneinspielung gab es auch Grüße und Glückwünsche von Regina Nagel vom „Bundesverband der Gemeindereferent*innen“. Aktuell verändere sich viel in der Kirche, und niemand wisse, ob es in 25 Jahren ein 100. Jubiläum der Gemeindereferenten geben werde, sagte Nagel.
Die Veranstaltung im Burkardushaus klang mit einem fulminanten Auftritt des Bauchredners Patrick Martin und seiner Figuren aus. Kurzweilig und gekonnt redete er mit seinen „Geschöpfen“ über Seelsorge, Kirche und Pastoral und charakterisierte lachmuskelstrapazierend den Alltag der pastoralen Kräfte.
mh (POW)
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