Münsterschwarzach (POW) „Reicht die Zeit, um das alles zu schaffen?“ Das ist an diesem Nachmittag eine Frage, die der ernannte Weihbischof Paul Reder seinen Gesprächspartnern in der Gold- und Silberschmiede der Abtei Münsterschwarzach immer wieder stellt. An Christi Himmelfahrt, 9. Mai, braucht er für den Ritus der Bischofsweihe ein Brustkreuz, einen Bischofsstab und einen Bischofsring. Einen Stab und zwei Brustkreuze aus dem Fundus der Diözese hat Reder gemeinsam mit Bischof Dr. Franz Jung und Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran vorausgewählt. Sie liegen im Beratungsraum auf dem Tisch vor ihm und Betriebsleiterin Goldschmiedemeisterin Sabine Bechtel sowie Gold- und Silberschmied Andreas Jurowski. In den Vitrinen glänzen Kelche und Hostienschalen, Ringe und anderer Schmuck.
„Alles wunderschöne Arbeiten von sehr guter Qualität“, attestiert Bechtel den Würzburger Insignien. Für diese Gegenstände reicht also eine Aufarbeitung. Eines der Kreuze gehörte Bischof Josef Stangl. Der ernannte Weihbischof entscheidet sich für dieses Brustkreuz. „Diese Arbeit stammt auch aus unserer Werkstatt“, sagt Jurowski. Ein Stempel des Werkstattgründers Bruder Adelmar Dölder und Unterlagen in Münsterschwarzach belegen das. Mit einer Lupe nimmt Bechtel die Emaille-Arbeit auf der Rückseite des Kreuzes näher in den Blick. „Das ist wirklich extrem gut gemacht. Vermutlich mit Goldfolie unterlegt, dann Grubenschmelz und Steg-Emaille. Glänzt toll.“ Die lateinische Inschrift lässt sie sich von Reder übersetzen: „Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Christenheit.“
Für die richtige Länge der Kette braucht es eine Anprobe. Mit einem kleinen Karabinerhaken verkürzt Bechtel die Kette so lange, bis diese das Brustkreuz auch wirklich auf Brusthöhe und nicht auf Linie des Gürtels hält. „Hier ist ein Haken, mit dessen Hilfe man das Kreuz wohl an einem Knopf am Gewand einhängen kann“, erklärt sie. Er habe es gern weniger „goldig“, erklärt Reder.
Deswegen hat er sich auch schon überlegt, wie ein schlichtes Alltagskreuz aussehen kann: rund, mit einem Holzrand, ein mittig ausgeschnittenes Kreuz, umgeben von einem Herz. Außerdem Ölzweige als Zeichen der Hoffnung. „Die Wahrheit wird euch befreien“, Reders Wahlspruch, soll auf dem hölzernen Rand stehen. Aus welchem Material der vom Rand aus gesehen nach innen folgende rote Ring am besten hergestellt wird? Bechtel und Jurowski überlegen mögliche Alternativen. Dann lautet ihre Lösung: ein dünner Zuschnitt aus einer roten Glasröhre. „Wir arbeiten mit einem sehr guten Glasschneider aus der Region zusammen. Und den Text machen wir in Lasergravur“, sagt die Goldschmiedemeisterin. Für den Hintergrund in der Mitte sei eine runde Silberscheibe wohl die beste Wahl. „Für Zweige und Herz überlegen wir uns noch etwas.“
Neben den üblichen Kratzern ist eine deutliche Beule am Ende der Krümme des etwa 1,90 Meter hohen Bischofsstabs zu erkennen, der einst von Weihbischof Alfons Kempf genutzt wurde. „Das passt gut. Weihbischof Alfons hat mich gefirmt.“ Fotos aus dem Archiv belegen, dass auch der Stab in Münsterschwarzach gefertigt wurde. „An die Stelle kommt man mit einem Eisen von innen nicht dran und von außen lässt sich das nicht ausbeulen“, erklärt Jurowski. In Reders Augen ist das auch gar nicht nötig. „Hat nicht Papst Franziskus selbst davon gesprochen, dass ihm eine authentische, verbeulte Kirche lieber ist als eine triumphalistische?“ Sollten Umarbeitungen nötig sein, so versichert die Werkstatt, werden die alten Teile aber aufgehoben und der Urzustand dokumentiert. So könne später jederzeit der historisch authentische Zustand wiederhergestellt werden.
Seinen Bischofsring möchte Reder möglichst schlicht haben. Ein einfacher Ring mit einem eingelassenen Holzkreuz wäre seine Vorstellung. Bechtel schlägt ihm Tantal, ein dunkel glänzendes, eher mattes Edelmetall als Grundmaterial vor. „Wenn es aus ethisch einwandfreier Quelle kommt, gern“, erklärt der ernannte Weihbischof. Bechtel kontaktiert ihren Händler und legt wenige Minuten später das entsprechende Zertifikat vor. Ein Problem ist aber das gewünschte Holzkreuz im Ring. „Holz lässt sich nur bis zu einer bestimmten Materialstärke reduzieren. Außerdem wird es an der Hand unter anderem durch Feuchtigkeit stark strapaziert.“ Bechtels Lösung: „Haselnuss“, eine mattgelbe Edelmetalllegierung. Mit Musterringen ermitteln die drei die passende Breite und den Durchmesser, damit der Ring gut an der Hand sitzt. „Lässt sich mein Wahlspruch auf die Innenseite gravieren?“, fragt Reder zögerlich. „Kein Problem, wir haben für einen Abt auch schon die Namen aller Mitbrüder auf die Ringinnenseite graviert“, erzählt Bechtel.
Für den Ring wird Jurowski ein paar Entwürfe mit unterschiedlicher Breite des eingelassenen Kreuzes erstellen. Für das Alltagsbrustkreuz ein Kunststoffmodell. Sobald Reder sich dann entschieden hat, gehen die insgesamt fünf Mitarbeiter der Gold- und Silberschmiede an die Produktion. Brustkreuz und Stab werden poliert. Anfang Mai wird alles fertig sein. „Die Chefin treibt uns schon an“, sagt Jurowski schmunzelnd.
mh (POW)
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